Zick-Zack durch das Reich der Mitte

Zick-Zack durch das Reich der Mitte
Unsere Reiseroute

Donnerstag, 14. Juni 2018

Kapitel 10 – Kunst in Hu County und Schnapskultur


Auch heute sind wir erst um 09:15 Uhr abgeholt worden und hatten somit genügend Zeit zum Ausschlafen, gemütlichen frühstücken und noch ein bisschen plaudern mit dem netten Neuseeländer. Er hat uns nach unseren Erlebnissen bei der Terrakotta-Armee gefragt und uns erzählt, dass es seiner Großmutter auch so erging. Ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Und da an dem Tag anscheinend auch noch der Landwirt, der die Krieger gefunden hat, bei der Ausgrabung war und sie ein Autogramm in einem Buch bekommen hat, hätte er das glückliche Lächeln an diesem Tag überhaupt nicht mehr aus ihrem Gesicht bekommen.

Vorlage, die nachzumalen war
Pünktlich ging es los zu einem benachbartem Kreis, Hu County. Wir wussten nicht wirklich was uns da erwarten würde, unser Hauptaugenmerk lag an diesem Tag auf dem Besuch der Schnapsfabrik, den wir durch das Missverständnis mit dem Wein bekommen haben. Wir hatten nur über die People’s Residence of Hu County gelesen, dass es sich hier um eine Gemeinschaft von Bauern handeln würde, die irgendwann auf die Idee kam sich künstlerisch zu betätigen und inzwischen wohl recht bekannt worden ist. Wir haben uns also auf den etwa 1 stündigen Weg raus aus der Stadt gemacht und sind an einem großen Kreisel mit einem Pinsel als Kunstwerk in der Mitte von der Autobahn herunter gekommen. Auch hier waren überall Baustellen und wir mussten den Weg zum Ziel etwas umkreisen. Angekommen hat uns eine nette Dame in Empfang genommen und uns in eine Halle mit den Bildern der Gemeinschaft geführt. Da war alles dabei, meistens ganz normale Alltagsszenen in kräftigen Farben, aber neben der naiven Malerei auch anspruchsvollere künstlerische Werke. In der Halle stand ein langer Tisch mit darunter geschobenen Bänken und darauf standen Farben und lagen Pinsel. Wir haben dann jeder ein Blatt Papier und Bleistift in die Hand bekommen und sollten ein Pandabärenbild erst vorzeichnen und dann bemalen. Ja sowas… damit hatten wir nicht gerechnet und uns etwas geziert. Aber egal, jetzt waren wir hier, sollten die netten chinesischen Damen und Herren doch auch was zu lachen haben. Mit mehr oder weniger Eifer haben wir uns als in den bildenden Künsten versucht und nach einigem Fluchen aber noch mehr Lachen 3 doch zumindest dem Original ähnlichen Bilder zustande gebracht. Wir sind auch durchaus gelobt worden, aber wir glauben das war pure Höflichkeit 😊.


und dann ausmalen
Erst mal vormalen
Falten und nach Anleitung schneiden
Nach dem Malen wurden wir auch noch in das Herstellen von Scherenschnitten anhand eines Beispiels eingewiesen und haben nach einigem Falten und Schnippeln drei hübsche rote Hochzeitszeichen zurecht gestutzt.


Geht eigentlich besser als das Malen
















Vor dem Auffalten












Das Endprodukt: ein chinesisches Zeichen
für Hochzeit
Und so kann es aussehen, wenn
es ein Profi schneidet














Weinreben auf dem Weg

















Verkaufsladen für Schnaps
Geistermauer mit Firmennamen

Ausstellung von Schnappsflaschen
Jetzt ging es zum Glück dann doch schon weiter Richtung Schnapsfabrik, die nochmal etwa 20 Minuten hinaus auf das Land lag. Wir wurden durch ein Tor hereingebeten und haben die ganze Anlage gezeigt und erklärt bekommen, sehr interessant. Probieren durften wir auch. Wir haben jeder einen kleinen Papierbecher des frischen Gebräus bekommen, mit mal eben schlappen 60 %vol. Erstaunlicherweise war der aber gar nicht so scharf wie wir gedacht haben und hatte sogar einen leichten und nicht unüblen Eigengeschmack, eigentlich gar nicht brandig. Hergestellt wird das Getränk hier im Norden aus Getreide, meistens Weizen, Gerste und/oder Sorghum (Hirse). Reis wird nur im Süden verwendet. Das Getreide wird kleingeschrotet und drei Mal bei jeweils steigenden Temperaturen mit Dampf erhitzt und dann zum Trocknen ausgelegt. Anschließend wird das Getreide eingemaischt und in oben offenen Erdtanks aus Beton mit Hefe zum Gären gebracht. Die verwendete Hefe wird in Form und Farbe von Ziegelsteinen trocken gelagert und der Maische zugegeben. Nach genügt langer Gärung wird dann der entstandene Alkohol per Destillation gewonnen und anscheinend auch direkt abgefüllt. Und zwar in große Edelstahlbottiche. Verkauft wird er hauptsächlich in Plastikkanistern von ½ bis zu mehreren Litern (diese sind dann mit Zapfhahn versehen).  Die Kosten liegen zwischen 4 und 7 EUR pro 500 ml je nach Alkoholgehalt 50-65%. Es gibt auch ein 15 Jahre gereiftes Destillat, das kostet dann aber auch gleich 28 EUR pro 500 ml. Wir haben uns als Sovenir Schnapps in einer kleinen Tonflasche mitgenommen… 100ml zu 65% für 1,30 EUR.
Alte Distille



Hier unter dem Boden lagert das Gebrannte



Auch ein alter Lagertank, aber nicht aus Stahl
sondern aus Lehm, Stroh und weiterem Material
und nicht gebrannt.
















Trocknung des "gedämpften" Getreides

In der Trocknungshalle durften wir dann
auch was probieren (nur 60%-Vol.)

gleich neben dem Warnhinweis
dass zu viel Alkohol schädlich ist.
Hier im Boden befinden sich die oben offenen
Betonbecken für die Gährung 


Keine Ziegelsteine, sondern der Hefevorrat

Im Park der Brennerei: Eine Pferdesäule
(Also nicht das Tier oben drauf, hier konnte man
früher sein Pferd anbinden)












Alte Mühle (aber schon elektrisch betrieben)
Flaschen zum Verschenken im Shop






Normal wird aus den Edelstahlkannen in große
Plastikflaschen abgefüllt...
... Das sieht dann so aus





Die Theke (bei uns in Deutschland auch
gerne als Frontcooking bezeichnet)
Angeheitert waren wir ja schon durch unsere Maleinlage und jetzt auch noch leicht beschwippst. Hunger hatten wir eigentlich noch nicht, aber es kam uns vernünftig vor was essen zu gehen und nicht erst zurück in die Stadt zu fahren. In der benachbarten Stadt sind wir dann in wieder eine etwas andere Art von Restaurant eingekehrt. Hier bezahlt man am Eingang Geld auf eine Plastikkarte auf und kann dann an den Theken, die an den Außenwänden herum gebaut sind, die Speisen der dahinterliegenden Küche kaufen. Bezahlterminals stehen dann an jeder Theke, ähnlich wie bei Vapiano bei uns, nur in diesem Fall mit Vorkasse.


Einmal essen zum Anschauen
Xian ist mit uns die Theken abgelaufen hat alles erklärt und uns dann entscheiden lassen was wir wollen. So kam wieder ein bunter Mischmasch verschiedener Speisen zusammen. Sie hat dann noch eine Schale mit Nudeln und Sauce besorgt und es wurde wieder munter drauf los geteilt. Eigentlich ist das essen so viel interessanter und lustiger als bei uns, wo jeder vor seinem eigenen Teller sitzt. Einen Becher mit warmer Sojamilch hat sie uns auch noch mitgebracht, das war jetzt etwas geschmacklos aber durchaus auch trinkbar, wenn man sich mal daran gewöhnt hatte. Katja hat dann ganz unbedarft noch nach einer Serviette gefragt (Sauce – helles Shirt – schon klar, oder?). Das wurde dann eher kompliziert und kniffelig. Die gab es nicht einfach so, die mussten dann auch als ganze Box gekauft werden…
Das war die für zusammengestellte Auswahl

Angeblich würde sich der Spruch: Chinesen essen alles was fliegt aber kein Flugzeug ist, schwimmt, aber kein Schiff ist usw. nur auf die Kantonesen beziehen, aber das was da hinten in den großen Wassertanks alles so schwamm… naja, wir hätten es wohl eher nicht bestellt.








Das hätte man auch noch alles haben können.

















Aber wir haben doch 
gerne verzichtet.













Das konnte man natürlich nicht Essen.
Die sollen nur Glück bringen.
Auf dem Rückweg:
Eine reine Stromtankstelle

















kleine Wildganspagode
Im leichten angesäuselten Futterkoma sind wir dann zurück in die Stadt gefahren, wo uns unser netter Fahrer dann bei der Kleinen Wildganspagode anstelle von vor dem Hotel abgesetzt hat. Xian ist auch mit ausgestiegen, hat uns dann gezeigt wo wir kostenlos, nur gegen Vorzeigen des Reisepasses, an Eintrittskarten kommen und hat noch den versteckten Cache mit uns gesucht und gefunden und hat uns noch ein bisschen was erzählt, obwohl ihre Arbeitszeit für uns längst vorüber war. Sie ist dann Richtung Bus in den Feierabend gegangen, wir haben uns noch ein bisschen im schönen Park mit Rosengarten umgeschaut, eine große Glocke mit schönem Klang bewundert (3 mal anstoßen 5 Yuan) und die Pagode angesehen. Im dortigen Shop hat uns dann ein kleiner bunter Drache angeschaut und Dragon hat einen Spielkameraden bekommen. Außerdem wurden wir von einer jungen Chinesin gefragt, ob sie ein Selfie mit uns machen dürfte (wir gehen mal davon aus, dass sie gefragt hat, verstanden haben wir das natürlich nicht…) Aber wir sind sicher in irgendeiner WeChat-Gruppe gelandet.
Baum, Alter >1.300 Jahre

Hier durfte man läuten. 
Rosengarten mit kleiner Wildganspagode
Viele Wünsche
Hübsche und gepflegte Rosen hatte es hier

Noch einmal von Nahem







rechts unser neuer Glücksdrache

Wassergraben und Stadtmauer
Auch wir sind dann auf der Seidenstraße entlang (die ging mal an der Pagode vorbei) aus dem Park heraus und nochmal in Richtung Stadtmauer und Innenstadt gewandert. Schade, dass wir den Cache an der Tür zur Akademie wegen hohem Menschenaufkommens nicht gefunden haben, aber gut, dass wir hingelaufen sind. Da war es echt nett. Viele Verkaufsstände mit Bildern, Kalligraphien, Werkzeug zum Malen usw. sind dort auf engstem Raum in einem noch altmodisch anmutenden Viertel untergebracht. Das war richtig schön. Schade eigentlich, dass das nicht mit zum Programm gehört hat, aber auch schön, dass wir es auf eigene Faust erkunden konnten. 
Hochzeitsfotos
(das nächste Brautpaar stand schon an)
Weiter sind wir im schönen Park an der Stadtmauer entlang gegangen, haben leider noch einen Cache nicht gefunden, weil 2 Herren darauf saßen, die sich nicht wegbewegen wollte, aber auch den schön angelegten Weg bewundert und viele Menschen beobachtet. Es wurde hier Ping-Pong gespielt, musiziert, Sport getrieben, gespielt, unterhalten und und und. Auch das war schön.
Straßenverkaufsstand
Wasser speiende Drachen












"Tabletennis Court"

Im Taxi
Langsam waren wir ein bisschen müde und wollten zurück zum Hotel. Die 5 km laufen war uns zu weit, außerdem waren wir gerade genau an der Straße, die zum Hotel verläuft, also haben wir uns für ein Taxi entschieden. Die Entscheidung war gut, aber die Umsetzung gar nicht so einfach. Wie erkennt man denn ein freies Taxi in China? Das offensichtliche auf dem Taxidach sah irgendwie bei allen gleich aus, es gab nur eine unterschiedliche Anzahl von Sternen… Hmpf. Irgendwie waren auch alle voll… und die App, um sich ein Taxi zu bestellen, wie die Leute um uns herum, hatten wir natürlich auch nicht. Aber wir hatten Glück… genau gegenüber ist ein Fahrgast ausgestiegen, wir haben dem Taxifahrer gewunken, der ist einfach mitten auf der Straße umgedreht und hat uns nach Vorlage des Zettels, den uns Xian freundlicherweise geschrieben hatte, auch mitgenommen. Die 5 km im Abendverkehr haben sich ziemlich gezogen, wir haben so an die 30 Minuten für die Strecke gebraucht, dafür aber umgerechnet auch nur 24 Yuan, ca. 3,30€ bezahlt. Taxifahren ist spottbillig.

Wir sind in die Hotelhalle und Richtung Aufzug, wo wir gleich von einer immer lachenden Dame begrüßt und zum Aufzug gebracht worden sind. Was genau ihre Aufgabe ist, das wissen wir nicht. Vielleicht soll sie hilflos aussehenden Menschen und allen anderen auch, einfach behilflich sein. Weil sie so ansteckend nett und freundlich und lustig war, haben wir sie einfach mal die Gute-Laune-Managerin getauft. Wir waren kurz auf dem Zimmer und wollten dann mal nach einer Kleinigkeit zu essen Umschau halten. Erst sind wir an die Bar, um zu fragen, ob wir dort einen kleinen Snack bekommen könnten. Uns wurde aber gesagt, dass es Essen nur im Restaurant geben würde. Das wollten wir aber nicht, auch wenn der Schokoladenbrunnen und die Obstspieße verlockend ausgesehen haben.

Der Renner: Flußkrebse in der Großpackung,
warm, in Soße und für ca. 13 Euro
Wir hatten die Tage ja auch schon gesehen, dass es neben dem Hotel ein paar große Einkaufsmalls gab und da würden wir schon was finden. Also aus dem Nordeingang des Hotels raus und gleich nebenan in die Mall. Da sah man auch im Untergeschoss schon einen Supermarkt und auch viele Essensstände und eine Unmenge lauter und futternder Menschen. Wir sind auch hinunter gefahren, haben uns an allen Ständen vorbei gedrängelt, um das Angebot anzuschauen. Ein Renner waren große Boxen mit gekochten Krebsen, die fast auf jedem Tisch standen. Noch beeindruckender der Preis: die Riesenkiste hat gerade mal 100 Yuan gekostet, also etwa 13€. Bei uns wäre man ein kleines Vermögen dafür los geworden.
war etwas voll hier
Wir haben uns aber für Essen von anderen Ständen entschieden und wollten unser Glück per Zeichensprache versuchen, englisch beschriftet war dort leider nichts. Stefan hat es geschafft einen Coupon für die gewünschte Ente zu bekommen und Katja hat es bei den Teigtaschen versucht. Zeichensprache war aber leider nicht genug. Obwohl eigentlich durch das Deuten hätte klar sein sollen, was sie will, bestand der Herr hinter der Theke darauf, dass sie es auf einer Tafel zeigen sollte. Da waren aber leider keine Bilder, nur chinesische Schriftzeichen. Da Xi’an eine Studentenstadt ist (700.000 Studenten bei ca. 8 Mio. Einwohnern) und Sprachwissenschaften hier eine große Rolle spielen, war ein junger Mann so freundlich auszuhelfen und Katja hatte auch 2 Coupons.





Hier hätten wir gerne was bestellt.
Bezahlen an den Ständen war nicht, man musste an Automaten. Die haben aber keine Kreditkarte und auch kein Bargeld genommen, nur die geschäftseigene App konnte genutzt werden, die wir natürlich nicht hatten. Hm, angeblich würde es auch noch einen Schalter geben an dem man anders zahlen könne. Den haben wir gefunden, aber da wollte auch niemand unser Geld. Man hat nur auf das Schild mit der Aufschrift „temporarily closed“ (vorübergehend geschlossen) gezeigt, mit den Schultern gezuckt und uns versucht wieder an die Automaten zu schicken. Tja, das war dann nichts mit dem Abendessen. Auf der anderen Seite der Mall gab es noch einen Japaner, aber japanisch in China wollten wir nun nicht essen gesehen.
Draußen auf der Straße treibt man es nachts
ziemlich bunt...


















Nach dem bunten Lichtern auf der
Straße, war an farblose Getränke nicht zu denken.
Der Entschluss stand fest: zurück an die Bar und sinnlos betrinken 😊. Das haben wir natürlich nicht gemacht, sondern uns nur jeder einen Cocktail bestellt. War aber auch nicht so einfach, der Hauscocktail, den sich Katja bestellen wollte, war gerade „ausverkauft“. Es gab zum Glück ja noch mehr, also  was anderes ausgewählt. Während wir also unsere Drinks schlürften, kam doch am Nebentisch glatt Essen an! Was war jetzt das? Man hatte doch gesagt an der Bar würde es nichts geben? Nochmal gefragt und plötzlich wurde eine Speisekarte gefunden, ungefähr mit dem Angebot vom Zimmerservice.
Wagyu-Burger
Passend zum internationalen Flair haben wir dann ein klassisches Club-Sandwich und einen Wagyu-Beef-Burger bestellt. Beides wurde mit Pommes serviert und waren sehr gut. Passend dazu haben wir uns dann noch einen chinesischen Chardonnay und einen chinesischen Cabernet Sauvignon bestellt. Die waren jetzt beide nicht schlecht, aber irgendwie hat ihnen der bei uns typische Geschmack gefehlt.
Nicht hungrig, sondern gut abgefüllt und gesättigt sind wir dann ins Bett gegangen.



Club-Sandwich





Und noch mal alles zusammen
inkl. Wein

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