Zick-Zack durch das Reich der Mitte

Zick-Zack durch das Reich der Mitte
Unsere Reiseroute

Freitag, 8. Juni 2018

Kapitel 6 - Pingyao Gu Chen - erste Bank Chinas und Stadtmauer

Verabschiedung am Bahnhof in Peking
Viel zu früh aufgestanden, sind wir aus dem Hotel ausgechecked, was sehr schnell und problemlos ging und von vielen Dankeschöns und sogar von Händeschütteln (macht man hier eher nicht) begleitet wurde. Wir haben noch eine Tüte mit Frühstück für unterwegs bekommen und schon war Abfahrt zum Pekinger Westbahnhof, etwa 40 Minuten entfernt vom Hotel. Ein monströs großes Gebäude, aus dem hauptsächlich die Züge nach Westen und Südwesten abfahren. Wir haben uns von Chou und Wong verabschiedet, sie hat uns noch bis zum bewachten Eingang begleitet, denn hier darf man nur mit Ticket eintreten. 







Abfahrtsmonitor über dem Eingang
Hinter der Ticketkontrolle, für die wir natürlich das Ticket und auch den Pass gebraucht haben, kommt dann noch eine Gepäckdurchleuchtung und ein eher sinnfreier Personen-Durchleuchter und schon waren wir im eigentlichen Bahnhof. Es ist alles auf riesigen Tafeln hervorragend beschriftet, man kann sich fast nicht verlaufen, wobei wir auch Glück hatten und unser Wartesaal (Saal, kein Zimmer) direkt rechts oben nach der Rolltreppe mit unserem Zug (G627) beschriftet war. Hier haben schon viele Menschen gewartet bzw. sind auf der rechten Seite schon weiter zu den dort abgehenden Zügen durch die nächste Ticketkontrolle gegangen. Wir hatten noch etwas Zeit, haben uns aber, weil keine Sitzplätze mehr zur Verfügung standen oder uns zu weit weg vom Eingang waren, einfach schon mal in die hübsche Schlange angestellt, das sah sehr ordentlich aus.
Eingang zum Wartebereich
Die Gates zum Zug
Etwa 30 Minuten vor Abfahrt durfte dann erst eine Schule mit gefühlt etwa 200 Kindern in Uniformen zum Gleis, dann wurde für alle geöffnet, da war es mit der Ordnung dann vorbei. Es fing ein (immerhin) gemäßigtes Schubsen und v.a. Vordrängeln an, was wir aber vielleicht sogar noch schlimmer erwartet hätten. 









Chinesische Fahrkarten
Chinesischer Zug
Durch einen Korridor ging es bis zu einer Rolltreppe, hinunter und da stand auch schon der Zug. Und der stand da auch in einer ganz normalen Wagenreihung, 1 vorne, 16 hinten, er war riesig lang und die Wagen standen auch ziemlich genau da, wo die Wagennummern auf dem Boden aufgemalt waren. Vorbei an den Wagen der zweiten Klasse sind wir nach vorne gelaufen, haben unseren Wagen Nummer 4 gefunden und die Sitzplätze 7A+C eingenommen. Unterschied zweiter zur ersten Klasse: die Anzahl der Sitze pro Reihe. In der 2. Klasse sind es 5 Sitze (3+2), in der 1. Klasse sind es 4 Sitze und in Business sind es dann nur noch 3 Sitze pro Reihe und die sind nicht aus Stoff sondern aus Leder und sehen sehr chic aus. Vor uns haben dann noch andere Ausländer Platz genommen, wie könnte es anders sein, natürlich auch Deutsche. Ein älteres Ehepaar, das seinen Sohn besucht, der beim Daimler (wie könnte es anders sein) in Peking arbeitet, und die einen 1-Nacht-Ausflug nach Pingyao machen wollten. Wir haben uns ein bisschen unterhalten und ansonsten die Fahrt im Zug bei fast 300km/h genossen. Es gab nach der Ticketkontrolle auch ein kleines Snacktütchen und wahlweise Wasser oder (warme) Cola und später ist auch Essen, vermutlich gegen Gebühr, angeboten worden. Auch ein Merchandising Wagen mit Büchern über die Bahn und Modellwagen wurde durchgeschoben. 
Landschaft unterwegs
Snacktütchen der chinesischen Bahn
















Einmal mussten wir natürlich auch einen Blick auf die Toilette werfen, die war sehr groß, schön ausgestattet und sehr sauber. Wie übrigens der ganze Zug, denn es wurde nach jeder zweiten Haltestelle der Boden gewischt! Da könnte sich die Deutsche Bahn gerne mal was abschauen.
und Waschbecken


Zug Toilette













Wir sind durch viele Städte gefahren







Wir sind eigentlich irgendwie immer mit Blick auf irgendwelche Städte und Hochhäuser durch die Landschaft gefahren, aber es gab auch Landwirtschaft und mal ein bisschen ein bergigeres Gelände zu sehen. Ansonsten haben wir einen Teil der knapp 4 Stunden Fahrt genutzt, um weiter am Blog zu schreiben.
Felder unterwegs
Noch mehr Felder...
Wo 6 steht hält auch Wagen 6
















Auf die Minute pünktlich sind wir in Pingyao angekommen. Das mag vielleicht auch was damit zu tun haben, dass die Stopps in den Bahnhöfen viel großzügiger als bei uns kalkuliert sind und man übrigens bei 2 Türen am Wagen immer nur einen zum Einsteigen und einen zum Aussteigen benutzt, das beschleunigt auch einiges.






Chinesischer "Hot Dog" (wir hoffen mal es
war Rind oder Schwein)
Wir sind ausgestiegen und zum Ausgang gelaufen und haben Ausschau nach einem Schild mit unserem Namen gehalten. Hm, keines zu sehen, nur ein Herr, der uns immer wieder gefragt hat, ob wir nicht doch seine Fuhre wären. Nein, wir heißen nicht Anita, das sind wir nicht… Da hat wohl was nicht gepasst, es war niemand da, um uns abzuholen. Wir haben versucht unsere Reiseorganisatorin zu kontaktieren und auch per WeChat versucht unseren neuen Guide zu erreichen, dessen Nummer wir noch vor der Abfahrt aus Peking von Wong bekommen hatten. Erstmal kein Erfolg bzw. Rückmeldung bei beiden. 

Werbung vor dem Bahnhof...
Rindfleisch ist die Spezialität hier
Der Herr, der die Anita gesucht hat, hat das mitbekommen und hat dann einfach mal schnell unseren neuen Führer angerufen. Schnell war klar, dass er uns erst mit dem Zug 2 Stunden später, wie ursprünglich auch geplant, erwartet hat. Da hat ihm einfach niemand Bescheid gegeben, dass wir früher ankommen würden. Ihm war das peinlich, für uns nicht schlimm. Er hat sich gleich auf den Weg gemacht und wir haben uns in den Schatten gesetzt und gewartet. Es war Mittagszeit, Stefan hatte Hunger und hat natürlich gleich den Würstelstand auf der anderen Straßenseite erspäht. Dort hat er sich einen recht scharfen chinesischen Hot Dog, leicht abgewandelt, ein Würstchen anstelle in ein schlappriges Brötchen in einen frisch gebackenen Pfannkuchen eingewickelt, gekauft und wir haben diesen genüsslich miteinander verspeist während wir den verwaisten Bahnhofsvorplatz angeschaut haben. Der Bahnhof hier ist auch groß und der Vorplatz auch nicht klein, aber er war menschenleer.
Auf dem Weg zum Hotel in der Fußgängerzone

Nach etwa 30 Minuten kam dann unser neuer Reiseleiter Herr Li, ein sehr netter junger Mann, der hervorragend deutsch spricht. Er hatte Herrn Che, unseren Fahrer dabei, und nach einer Entschuldigung für die Verspätung sind wir losgefahren Richtung Pingyao Altstadt. Pingyao hat im Großraum etwa 200.000 Einwohner, von denen noch etwa 20.000 im alten Teil der Stadt zwischen der sehr gut erhaltenen 6,3km langen Stadtmauer leben. Wir sind in guten 20 Minuten schon an der Absperrung gewesen, bis zu der ein Auto fahren darf, da die Altstadt als Weltkulturerbe autofrei ist. Bis zum Hotel waren es aber nur vielleicht 150m und wir konnten schon in das schöne 4-Eck-Hofhaus von Jing's Residence einchecken. Wir wurden sehr freundlich mit einem erfrischenden Zitronen-Ingwer-Tee und kühlen Tüchern empfangen. Das Einchecken ging auch ganz schnell und wir wurden zu Zimmer 303 gebracht. Wegen der zur Zeit geringen Auslastung haben wir auch ein Upgrade in eine Suite bekommen, die aus einem Wohnzimmer, einem Badezimmer und dem Schlafzimmer besteht. Im Wohnzimmer hatten wir frisches Obst und ein Tablett mit drei losen Tees zum selbst machen, inklusive Wasser und Wasserkocher. Es gibt auch einen Safe, Bademäntel und Schlappen, aber keinen Fernseher, was uns so gar nicht gestört hat. Wir vermissen ihn nicht. Hätte man unbedingt Lust auf Flimmerkiste gehabt, hätte man im Obergeschoss vom Eingangshaus DVDs schauen können. 


Der erste Hof hinter der Rezeption
Gang zu weiteren Höfen im Haus
Der Hof vor unserem Zimmer (das geradeaus)
Bad
Schlafzimmer


An einer der Hotelwände im Innenhof








Die Südstraße






Unser Päckchen
(muss man in der Post packen,
denn die muss schauen was darin ist)














Wir haben uns schnell frisch gemacht, um dann mit Herrn Li gleich zur ersten Besichtigung aufzubrechen. Bevor wir aber dort angekommen sind, haben wir eine Post ein paar Meter vom Hotel entfernt gefunden und haben Herrn Li gleich mal gebeten uns zu helfen. Wir wollten Kim, unserer Reiseorganisatorin, noch ein kleines Geschenk als Dankeschön schicken. Einen kleinen süßen Teddybären mit Deutschland-China-Pin und ein bisschen dunkle Schokolade. Zuerst wollte die Dame hinter dem Schalter das gar nicht annehmen und uns zu einer größeren Filiale schicken. Erst nachdem klar war, dass das Päckchen innerhalb des Landes verschickt werden sollte, war alles gut. Sie hat uns einen kleinen, gebrauchten Karton aus ihrem Schrank gegeben, mit der richtigen Größe, um alles einzupacken und Herr Li hat den Versandzettel ausgefüllt. Gekostet hat das gut 600g schwere Paket zu verschicken dann 40 Yuan, also etwa 5 Euro. Es soll 2-3 Tage dauern bis es ankommt, wir sind gespannt.
Chinesischer Paketaufkleber
Zum Glück hat ihn uns Herr Li ausgefüllt.



Unser Päckchen fertig für den Versand




























Spezialität des Ortes:
3 Monate mariniertes, gekochtes Rindfleisch
Bankangestellter
Weiter konnte es im Programm gehen in die Rishengchang Bank, das erste Institut für bargeldlosen Zahlungsverkehr in China, das sich ein findiger Kaufmann ausgedacht hat, dem die ganze Geld- (also Silber) Hin- und Herschickerei durch das riesige Land auf Dauer einfach zu umständlich und gefährlich vorkam. So hat er ein System mit Filialen erfunden, in dem gegen Wechsel Papier ein- und ausgezahlt werden konnte. Es wurde dabei natürlich auch schon an Fälschungen gedacht und eine Geheimschrift und Wasserzeichen eingeführt. Nicht dumm. Zur Blütezeit gab es 22 Banken in Pingyao. Die größte davon hatte 45 Filialen im ganzen Land und sogar 2 Außenstellen in San Francisco und in Chicago.
Geheimer Zugang zum Tresor im Keller

Auch dieser Hof ist, wie das Hotel, viel weitläufiger als man denkt. Es gibt einen äußeren Hof, innere Höfe und Seitenhöfe, eine große Anlage, auch mit Tresoren, die über verborgene Eingänge im Boden zu erreichen waren. Das ganze Museum ist sehr schön, es gibt auch vor den Zimmern immer wieder Tafeln mit englischen Erklärungen, aber die Texte in den Räumen sind nicht übersetzt. Ein Führer macht also sehr viel Sinn und Herr Li hat uns das alles sehr anschaulich erklärt.
Einer der Höfe in der Bank









Filialnetz der Bank







Man arbeitete im Schneidersitz
auf dem Bett

















Nudelpresse - unten waren Löcher aus denen
die Nudeln heraus kamen
(Vorläufer der Spätzlepresse?)






Dämpfer für Jiaoze und Baoze
Chinesische Silberbarren (70% des weltweiten
Silbers befanden sich damals in China)
Antike Münzen





























Auch das sind Münzen!







In der Stadt: links Schnapps, rechts Essig
chinesische Schmuckdosen 


Gasse in Pingyao



Überall wird Essen angeboten
















Und so sieht's dann aus
Seitenstraße
Hier gibt es alles aus Rindfleisch
(Selbst die Bonbons!!)


Nordturm
Unser nächster Programmpunkt war dann die Stadtmauer und wird sind vom Nord- bis zum Südtor gelaufen, es war zwar auch hier heiß (ca. 33 Grad), aber die Hitze ist trocken und es hat ein bisschen Wind geblasen. In den Türmen der Stadtmauer sind teilweise runde Plastikscheiben eingesetzt und dahinter kann man Panoramen mit Alltagsszenen aus Holz geschnitzt sehen, das ist toll gemacht. Auch der Blick auf die Stadt ist natürlich toll, v.a. vom Südtor aus, von wo aus man die grauen Dächer der normalen Bevölkerung und die bunten Dächer der Tempel schön sehen kann. Dort sind wir auch wieder herunter gestiegen und dann die Südstraße entlang zurück zum Hotel gelaufen, wo wir eine kurze Teezeit eingelegt haben, die im Zimmerpreis enthalten ist. 


Auf der Stadtmauer


Blick in den Ort
Die Türme waren immer mit
zwei Toren gesichert, zwischen denen
ein Hof war, um den Feind zurückzuschlagen





Mauer auf der Außenseite
Noch ein Stück Mauer mit Wachtürmen



eins der Dioramen auf der Mauer:
Nudelherstellung.
im Hintergrund die Spätzlepresse
Wachturm
Blick auf die Hausdächer:
Flach = Mao-Zeit




Die Oststraße mit unserem Hotel






Figuren auf der Mauer
Raucher
Nachwächter
Blick vom  Südturm in den Hof zwischen
1. und 2. Tür





Südstraße




Fotos zur Vorbereitung der Hochzeit




Blumen an der Straße

Und überall gibt es Essen





Ortsmitte: der Glockenturm







Händler
Die Teesorten und für was sie gut sind
Wir haben eine große Teekarte mit Erklärungen zu den angebotenen Tees und der chinesischen Teekultur bekommen. Zu dem bestellten grünen Tee haben wir getrocknete Ananas, frittierte Gebäckspiralen und eine in Stäbchen geschnittene Reis-Früchte-Mischung bekommen. Dazu kam dann auch noch eine Schale mit kleingeschnittenem Obst. Da mussten wir erstmal eine kleine Pause einlegen bevor es im Hotel zum Abendessen ging. 
Tea-Time

Kaltes Tuch
Das war zwar ziemlich teuer für hiesige Verhältnisse, aber das Restaurant ist sehr schön und serviert eine gute Küche und chinesischen (Trauben)Wein. Wir hatten einen chinesischen Chardonnay von 2014 bestellt, der im ersten Moment leichte Sherrytöne hatte, aber zum Essen dann sehr gut geschmeckt hat. Wir hatten Nudelsalat mit Gurke und Chili und Fischbällchen als Vorspeise und danach Rinderfilet mit Bohnen und Zwiebeln sowie einen Hackfleischbällchentopf mit Gemüse und Tofu in einer sehr guten Sauce als Hauptgang. Nachtisch gab es auch noch…eine Art Apfeltasche mit Vanilleeis und Teigknödel mit einer Bohnenfüllung in einer Art Brühe mit Ei, sah komisch aus, hat aber gut geschmeckt! Dazu gab es noch Pu-Er-Tee, um das auch alles zu verdauen.
chinesischer Weißwein












Nudelsalat
















Fischbällchen

Fleischbällchen mit Tofu und Gemüse
Rindfleisch mit Zwiebeln



Verdauungstee














Nachspeise
Bällchen in Soße





Apfeltasche mit Vanilleeis

Nach dem Essen sind wir nochmal raus in die inzwischen dunkle Stadt, die aber mit den vielen Laternen vor den Geschäften jetzt ganz anders aussah. Irgendwie wie im Kino, hätte direkt romantisch sein können, wenn nicht viele andere Menschen auch unterwegs gewesen wären und es nicht zwischen all den kleinen Geschäften mit Krimskrams, Kunst und Kitsch auch Fish-Spas und 3D-Fahrgeschäfte gegeben hätte. Aber da kann man ja einfach dran vorbei schauen 😊.
Vielleicht erinnert ihr euch noch an die beiden deutschen Reisenden, die wir im Zug getroffen haben? Wir hätten ja den ganzen Tag gemeint die beiden bestimmt unterwegs nochmal zu treffen, dem war aber nicht so. Nur jetzt, am späteren Abend, da saßen sie beide plötzlich draußen auf einem Absatz vor einem Lokal und haben ebenfalls das Treiben auf sich wirken lassen. Wir haben uns noch ein bisschen unterhalten und wir sind dann weiter durch die Straßen und das Treiben gelaufen bis wir zurück zum Hotel sind, um dort nach ein bisschen Social-Media müde ins Bett zu fallen.

Hier noch ein paar Impressionen aus der Nacht:

















Unser Hotelinnenhof bei Nacht

4 Kommentare:

  1. und überall gibt es Essen... Die Laternen sind auch klasse

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  2. Hallo Blümchen,

    Essen ist eine gerne erledigte Beschäftigung hier in China. Man isst auch 3 mal warm am Tag und zwischendurch vielleicht auch mal ab und an eine Kleinigkeit. So viel schaffen wir gar nicht und wir haben ab und zu auch schon mal ein Essen weglassen müssen. Wir konnten einfach nicht mehr. Traurig, aber wahr.

    Schöne Grüße
    Stefan und Katja

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